Tausendgüldenkraut
Wenn das Tausendgüldenkraut
offen blüht in Waldgehegen,
darf gewiss sein, wer es schaut,
dass es hat bei Nacht gethaut
und am Tage kommt kein Regen.
Als ein Tausendgüldenkraut
blütest du an meinen Wegen
und so lang ich dich geschaut,
war die Nacht nur lustbethaut,
und der Tag hell ohne Regen.
Schönes Tausendgüldenkraut
wie sich nun zusammenlegen
deine Blätter seufz ich laut:
Ach, die Nacht hat stark gethaut,
und der ganze Tag ist Regen!
(Friedrich Rückert)
Das Erste, was mir vor vielen Jahren bei der Pflanze auffiel, war der Name. Tausendgüldenkraut.
Klingt wertvoll. Und in der Tat: Das ist es auch!
Für den Namen gibt es zwei mir bekannte Erklärungen.
Zum Einen soll der Zentaur Chiron (wir erinnern uns: Schafgarbe, er soll den jungen Achill mit der Heilwirkung der Schafgarbe vertraut gemacht haben) mit seinen Pfeilen herumgespielt haben. Dabei fiel ihm einer auf den Fuß (Huf) und verletzte ihn. Diese Wunde soll er kurzerhand mit Tausendgüldenkraut geheilt haben.
Eine andere Version erzählte, er habe eine Wunde, die mit dem Blut der Hydra vergiftet worden sei, damit geheilt. Die erste Variante erscheint mir jedoch einleuchtender.
Eine andere Version beruht auf dem Umstand, dass auch Könige manchmal krank werden. Die mittelalterlichen Hofheiler waren am Ende mit ihrem Latein. Somit rief der König aus: „Wer mich von meiner Krankheit heilen kann, dem gebe ich 1000 Gulden“.
Nun denn, ein kräuterkundiger Bauer verdiente sich das Geld, indem er den König zum Konsum von Tausengüldenkrauttee verdonnerte...
Ansonsten besagt der Volksglaube, dass man Geld in der Tasche hätte, wenn man das Kraut schweigend pflücke und danach im Geldbeutel trägt.
In der Gegend von Bayreuth legte man Tausendgüldenkraut zusammen mit Schabziegerklee in die Spardose.
Auch vor Verzauberungen von Mensch und Vieh sollte Tausendgüldenkraut schützen;
bei herannahendem Gewitter wurden zuweilen Tausendgüldenkrautsamen auf dem Herd verstreut, um Blitze abzuwehren.