
Agrimony - Der Spiegel zur Erkenntnis des Selbstwertes
Der Odermennig ist eigentlich eine uralte Heilpflanze. Der eigenartige Name kommt von "Otter mächtig", was darauf hindeutet, dass sie früher sogar bei Schlangenbissen zum Einsatz gekommen ist.
Und hätte es nicht funktioniert, so hätte sie wahrscheinlich den Namen nicht verliehen bekommen. Ansonsten deutet die Signaturenlehre darauf hin, dass sie zur Entgiftung, zur Ankurbelung der Leber-/Gallenblasenfunktion verwendet worden ist.
Wer im Frühsommer ihre leuchtenden, fröhlichen Blüten am Wegesrand sieht, lächelt automatisch. Die Blütenstängel sehen aus, als ob Dutzende kleine Sonnen an dem Stängel emporranken. Das einzige "Problem", das der Odermennig zu haben scheint, ist der Umstand, dass man ihn im bunten Blütenmeer leicht übersehen kann. Man muss schon die Augen offen halten, um die inneren Werte zu erkennen. Deshalb greift der Odermennig in die Trickkiste:
Der Odermennig gibt vor, eine kleine, majestätische Königskerze zu sein.
Und tatsächlich: Wer in der Botanik nicht so beschlagen ist, ist versucht, ihn in diese Schublade als früheres, höfisches Leuchtmittel im Schloss zur Ankunft des Königs, als machtvolles Hustenmittel, zu verschieben. Das funktioniert aber nur so lange gut, bis man den kleinen Gesellen kennenlernt. Dann ist es offensichtlich: Er ist nur etwa 30-40 cm hoch - von dem 1 Meter Höhe der Königskerze sind wir meilenweit entfernt. Und wer ihn bei Husten einsetzt - der bellt weiter.
Beleidigt verwandelt er sich dann im fortgeschrittenen Sommer zu einer echten Pest für alle Hunde, Hundebesitzer und Wanderer: Er entwickelt dann garstige Kletten, die das Fell und die Kleidung anfallen und nicht mehr loslassen. Wenn man ihn schon nicht liebt, so soll man doch wenigstens seine Samen weitertragen. Odermennig schmollt.
Da der Odermennig mehrjährig ist, versucht er jedes Jahr aufs Neue seine kleine Trickserei...
Schade, dabei hat der kleine Odermennig das doch gar nicht nötig - er ist eine der stärksten Entgiftungspflanzen, sieht auf seine eigene Art ganz lieblich aus (so lange er blüht) und ist eigentlich mit einer Unmenge Positivem gesegnet.
Und jetzt reflektieren wir uns doch selbst mal: So ein bisschen "Odermennig" haben doch viele in uns: Wie oft schwindelt man im Internet? Wie oft gibt man vor, etwas Anderes zu sein? Etwas anderes zu sein? Nur um zu gefallen? Nur um einen guten Eindruck zu machen? Wie oft lächelt man, obwohl man am liebsten reinschlagen möchte?
Schlimmer noch: Wie oft gehen wir faule Kompromisse ein, nur um zu gefallen und um keinen Eklat herauf zu beschwören? Sagen sogar "Ja", wenn wir uns "Nein" wünschen? Wie oft ignorieren wir unsere Bauchstimme, welche uns vor unliebsamen Folgen warnt?
Was fehlt, ist Authentizität, Ehrlichkeit, eine Prise Selbstliebe, Stolz. Man macht sich selbst klein, "anders", verleugnet sich und seine Herkunft und Identität.
Früher oder später fliegt der Schwindel auf - und dann ist der Katzenjammer groß.
Wenn dem Gegenüber:
- so, wie wir sind,
- so, wie wir fühlen,
- das, was wir sagen - und meinen - nicht gefällt - soll er es doch bleiben lassen.
Wer sich ständig verbiegt, verleugnet, lebt nicht sein eigenes Leben, sondern eine Phantasie, von der er annimmt, dass sie der andere erwartet. Sei so gut und lebe das Leben, welches das Deine ist. Du bist unvergleichlich, einzigartig. Du bestiehlst nicht nur dich, sondern die ganze Welt, wenn du dich und deine ganz besondere Art den anderen vorenthältst, nur weil du einem falschen Idol nacheifern willst.
Sei ehrlich. Zu dir - zu anderen.
Entweder man nimmt dich so an, wie du bist (das wird mit größter Wahrscheinlichkeit der Fall sein! Mein Wort drauf!). Und wer das nicht tut, der hat dich nicht verdient. Oder der hat etwas anderes im Sinn. In die Köpfe der anderen kann man nicht reinsehen. Und das ist gut so. Akzeptiere es.
Es heißt nicht umsonst: Wer nicht will, hatte schon.
Du kannst Liebe, Sympathie, Aufmerksamkeit nicht ergaunern. Denn etwas anderes ist das nicht. Das hast du nicht nötig. Dafür bist du viel zu wertvoll!
Agrimony , als Tropfen oder Globuli.