Frauenmantel
Das Kräutlein treibt ein rundes Blatt
Wie keines ringsherum es hat.
Mit zierlich eingekerbtem Rand
Ist für den Tau es angespannt,
Recht als ein Schälchen hingestellt,
in welches Perl` auf Perle fällt
So hebt es auf des Himmels tau,
der niedersinkt auf Flur und Au`,
Manch Elflein gegen Morgen kommt,
das dürstet, dem zu trinken frommt,
Schöpft aus dem Schüsselchen und
spricht:
Ein bessres Labsal gibt es nicht!
(Johannes Trojan)
Die Frauenmantel ist eine weibliche Pflanze. Es ist mir klar, dass der Artikel „Die“ hier für deutsche Ohren etwas gewöhnungsbedürftig klingt, aber wenn es eine weibliche Pflanze gibt, so ist es „die“ Frauenmantel.
Frauenmantel wurde schon seit ewigen Zeiten auch zu magischen Zwecken benutzt. Besonders bei Reinigungsritualen vor keltischen Wahrsagungen, Zeremonien, Feiertagen und „Großveranstaltungen“ wurde der Tau des Frauenmantel gesammelt und benutzt. Dazu wurde der Tau ganz frühmorgens gesammelt und galt an reich an magischen Eigenschaften. Die Alchemie hatte das Bestreben, aus unedlen Materialien Gold herzustellen und göttliche Macht sowie Weisheit zu erlangen. Dies sollte idealerweise mit Hilfe des „lapis philosophorum“, dem „Stein der Weisen“ geschehen.
Wenn Sie Frauenmantel im Garten haben, so sind Sie von den Wettervorhersagen unabhängig: Sobald der Frauenmantel zu schwitzen beginnt, d.h. sich Tautröpfchen auf dem Blattkelch ansammeln, steht ein Regentag bevor.
Und weil die Frauenmantel das Wasser aus dem Boden aufnimmt, es reinigt und schließlich wieder an den Himmel abgibt, wollten die Christen im auch „Himmelstau“ genannten Frauenmantel sogar den Läuterungsprozess der Seele erblicken.